Initiator des Kreativitätsförderprojekts
"jugend creativ"
Nach meinem Referendariat entschied ich mich, zweimal eine vom Bayerischen Kultusministerium zugewiesene Staatsstelle als Kunsterzieher im fernen Franken auszuschlagen und damit auch auf eine Verbeamtung zu verzichten.
Ich habe es dann auch nie bereut, als Arbeitsstelle das Maristengymnasium Fürstenzell, eine Schule in freier Trägerschaft, gewählt zu haben,
zumal meine Vorgesetzten, OStD i.K. P. Friedel Borker (oben), sein Nachfolger OStD i.K. P. Helmut Funke und der stellvertretende Schulleiter StD i.K. Jürgen Donath (unten) meinen Ideen zu einer verstärkten Förderung der kreativen Anlagen unserer Schüler stets sehr aufgeschlossen gegenüberstanden und mir in diesem Zusammenhang auch immer freie Hand gelassen haben.
So habe ich auch erhebliche Zweifel, ob ich mein Kreativitätsförderprojekt "jugend creativ", mit dem unsere Schule innerhalb kürzester Zeit bundesweit bekannt wurde, auch an einem staatlichen Gymnasium durchführen hätte können. Vermutlich wären die bürokratischen Hürden dort doch etwas zu hoch gewesen...
(Fotos: J. Sagmeister; J. Holzhammer; H. Fenzl)
In diesem Projekt habe ich den Schülern Gelegenheit gegeben, ihre erfinderischen bzw. problemlösungsorientierten Fähigkeiten zu entdecken und weiterzuentwickeln, bevor diese in unserem nach wie vor in erster Linie auf Reproduktion, Leistungsdruck und Selektion ausgerichteten Bildungssystem verkümmern (siehe "Vorträge und Denkanstöße").
So war ich dann auch immer wieder überrascht ob der Ideenvielfalt, die von meinen Schülern gezeigt wurde.
Die Schüler konnten dann erfolgversprechende Ideenvorschläge in unserer top ausgestatteten Erfinderwerkstatt in Form eines Funktionsmodells in die Praxis umzusetzen, beim Deutschen Patentamt hierfür (kostenlos) Schutzrechtsanmeldungen einreichen, am Wettbewerb "jugend forscht / Schüler experimentieren" oder anderen Erfinderwettbewerben teilnehmen, ihre Erfindungsideen auf der internationalen Erfindermesse "iENA" in Nürnberg präsentieren und auch in Presse, Funk und Fernsehen vorstellen.
So war es vielen Nachwuchstüftlern möglich, Preise und hohe Auszeichnungen einzuheimsen, große Anerkennung in den Medien zu erfahren und im Falle einer Vermarktung eine nicht unerhebliche Taschengeldaufbesserung zu erhalten.
Im Übrigen macht es ohnedies großen Spaß und ist äußerst spannend, für ein erkanntes Problem eine praktikable Lösung zu entwickeln. So hat auch schon der Philosoph Arthur Schopenhauer festgestellt, dass Erfinden zu den "höchsten irdischen Genüssen" zählt...
Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass Mädchen durchaus mit den Jungen mithalten können. Man muss ihnen nur früh genug Gelegenheit geben, ihre Fähigkeiten auf diesem Gebiet zu entdecken...
Hier wird gerade eine ausrangierte Schreibmaschine in ihre Einzelteile zerlegt, um zu erfahren, wie so ein Ding funktioniert, und um Ersatzteile und Schrauben für künftige Erfindungsprojekte zu erhalten. (Foto: H. Fenzl)
Die Tatsache, dass an einem Gymnasium ein Wahlkurs "Erfinden" angeboten wird, war Anfang der 80er Jahre ein absolutes Novum. Dementsprechend groß war natürlich auch das Interesse der Medien an dieser Geschichte (vgl. Pressespiegel - pädagogische Tätigkeit). So erhielten wir nach einem gemeinsamen Fernsehauftritt im Hessischen Rundfunk in Wiesbaden (1987) von Frau Lydia Zetl von der AFAG Ausstellungsgesellschaft eine Einladung, auf der internationalen Erfindermesse iENA in Nürnberg kostenlos auszustellen. Nach einem ganzseitigen Ankündigungsartikel in der BILD wurde sogar der damalige Bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß auf uns aufmerksam, der daraufhin das Bayerische Kultusministerium anwies, uns "alle nur erdenkliche Hilfe" zuteil werden zu lassen, wie mir Kultusstaatssekretär Dr. Gebhard Glück (Mitte) erzählte, der uns dann auch an unserem Messestand besuchte. Mit dabei Prof.Dr. Erich Häußer (links), Präsident des Deutschen Patentamts in München, der von den kreativen Erfindungsideen der Kids ganz begeistert war und uns auch sogleich zu einem Besuch im Deutschen Patentamt einlud.
(Foto: S. Fenzl)
Die Teilnahme von meinen Schülern an der iENA kam bei den Besuchern und Medien so gut an, dass wir dann fortan jedes Jahr eingeladen wurden und die Erfindergruppe auch heute noch alljährlich die neuesten Geistesblitze dort kostenlos präsentieren darf. Hierfür ganz herzlichen Dank an die AFAG mit der Familie Könicke!
Erfahrungsgemäß konnten die Nachwuchserfinder hinsichtlich Erfindungshöhe locker mit den Ideen der Erwachsenen mithalten bzw. schnitten beim Medaillenspiegel i.d.R. prozentual sogar noch besser ab, obwohl ihre Erfindungsideen nach den gleichen strengen Kriterien der Jury beurteilt wurden wie die der Erwachsenen.
(Fotos: H. Fenzl)
Abermals hoher Besuch an unserem Messestand: Heiko Könicke (links), AFAG- Ausstellungleiter und unser großzügiger Förderer,
Alfons Zeller, Staatsekretär im Bayerischen Wirtschafts-ministerium, und Karl Freller, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst.
(Foto: H. Fenzl)
Diesmal erhielten wir Besuch von Rudolf Klinger, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (links) und von unserem großen Förderer Dr.h.c. Hans Novotny, Vorsitzender der Hermann-Gutmann-Stiftung in Weißenburg.
Herr Dr. Novotny sah mal bei einem Kuraufenthalt einen Fersehbericht über unsere Tüftler und besuchte uns dann sofort nach dem Ende der Kur, um uns einen großzügigen Spendenscheck für das Erfinderprojekt zu überreichen. Es sollte dann auch nicht der letzte gewesen sein... Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung, Herr Dr. Novotny!
(Foto: S. Fenzl)
Unser Messestand erhielt auch immer wieder Besuch von zahlreichen Fernsehteams: Hier filmt gerade ein Team von RTL zwei pfiffige Gestesblitze, die ebenfalls mit einer Goldmedaille prämiert wurden: Ein "Flugzeugreifen mit Autorotationsvorrichtung" (links) und ein "Laubschutzgitter für Dachrinnen". Letztere Erfindung wurde dann zusätzlich auch noch als "Verbraucherfreundlichste Erfindung" der iENA prämiert.
(Foto: H. Fenzl)
Auch Senator e.h.Prof.e.h.Dr.h.c. Artur Fischer (gest. 2016), Chef der Fischer-Werke und Deutschlands Erfinder mit den meisten Patenten (u.a. Fischer-Dübel), war von meinen kreativen Schülern so begeistert, dass er uns spontan zu einem zweitägigen Besuch der Fischer-Werke in Tumlingen/Schwarzwald einlud. Hier fachsimpelt er gerade nach dem Abendessen im Hotel mit dem 12-jährigen Patrick (heute Physik-Professor in den USA mit Forschungsschwerpunkt Neutrinos) über neue Erfindungsideen.
(Foto: H. Fenzl)
Anlässlich einer Teilnahme an der Ausstellung "Jugend und Technik" in Frontenhausen 1989 erhielten wir auch Besuch von Erwin Huber, Generalsekretär der CSU. Herr Huber war höchst interessiert, was es mit unserem Kreativitätsförderprojekt auf sich hat und unterhielt sich sehr lange mit mir.
(Foto: S. Fenzl)
Nach einer Einladung zu einem Vortrag über mein Kreativitäts-förderprojekt vor dem erweiterten Werkleiterkreis von BMW kam es u.a. zu einem Zusammen-arbeitsmodell zwischen meinen Schülern und den Auszubildenden von BMW Dingolfing: Die Schüler hatten die kreativen Ideen und die Lehrlinge das technische und praktische Know how zur Umsetzung...
Hier stellt gerade Patrick (12) den BMW-Auszubildenden seine Idee eines beheizbaren Scheibenwischers, der bei Blitzeis hilfreich sein könnte, vor.
Für das Zusammenarbeitsmodell habe ich (unentgeltlich) viele Ferienwochen geopfert.
Dieses wurde dann auch im BR-Fernsehen, im Schulfunk und in mehreren Artikeln ausführlich dargestellt, damit es "Schule macht".
(Foto: H. Fenzl)
Die hervorragende Zusammenarbeit mit BMW Dingolfing und die großzügige Unterstützung durch diese Firma verdanken wir in erster Linie zwei Personen: Dipl.psych. Hans-Heinz Ludorf, Leiter des Bereichs Ausbildung bei BMW Dingolfing (2.v.rechts) und Helga Raddatz, Leiterin des Bereichs Öffentlichkeitsarbeit. Frau Raddatz wollte uns sogar für ein "Exploratorium", das mir schon seit langem vorschwebte, ein Sponsoring durch BMW in Höhe von 3,5 Millionen DM (!) vermitteln... Da jedoch BMW München leider nicht mitzog, wurden schließlich "nur" 100.000,- DM daraus...
Mit auf dem Foto ist auch unser Schulleiter OStD i.K. P. Helmut Funke zu sehen, der mit ganzem Herzen hinter meinem Kreativitätsförderprojekt stand und mich immer nach Kräften unterstützte.
(Foto: J. Holzhammer)
Herr OStD Heinz Durner (links), Philogenverbandsvorsitzender, schaffte es sogar, gemeinsam mit der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) 1995 in Bonn eine Innovationsoffensive zu starten, um deutlich zu machen, "dass Innovation und Kreativität unabdingbare Voraussetzungen für die Überlebensfähigkeit und Weiterentwicklung der modernen Industrie- und Dienstleistungs-gesellschaft seien." Auf seine Veranlassung hin wurde ich dann vom BDA zu dem besagten gemeinsamen bildungspolitischen Forum nach Bonn eingeladen.
Herr Durner ist für mich einer der profiliertesten Vordenker in Sachen Schulentwicklung, und ich hoffe deshalb sehr, dass viele seiner wegweisenden Ideen und Vorschläge vom Bayerischen Kultusministerium auch umgesetzt werden.
Daneben schulde ich vom Philogenverband auch noch StD Werner Honal Dank, der anlässlich der Verleihung des Bayerischen Kulturpreises 1993 in der Verbandszeitschrift "Profil" ein tolles Essay geschrieben hat (siehe: "Memories / Ein großartiger Artikel").
(Foto: S. Fenzl)
Als große Ehre habe ich es auch empfunden, als Kunsterzieher und somit als erster und bislang einziger Nicht-Naturwissen-schaftler zum "jugend forscht"- Regionalwettbewerbsleiter ernannt zu werden. Der Stiftung "jugend forscht" in Hamburg empfohlen hatte mich der Landeswettbewerbsleiter von "jugend forscht", StD Dr. Hans Kern, der zur damaligen Zeit noch im Kultusministerium tätig war.
Die Tätigkeit als Wettbewerbsleiter war zwar jedes Mal recht stressig, andererseits aber auch sehr interessant.
(Foto: J. Holzhammer)
Zwei Persönlichkeiten, die ich ebenfalls in sehr guter Erinnerung habe: Ltd. OStD Herbert Laskos, Ministerialbeauftragter für die Gymnasien in Niederbayern (gest. 2009) (links), war ein tatkräftiger Unterstützer unseres "jugend forscht"-Regionalwettbewerbs. So gelang es uns beiden - zusammen mit Landeswettbewerbsleiter StD Dr. Hans Kern - die Teilnehmerzahlen beim niederbayerischen Regionalwettbewerb zu verdoppeln. Besonders gefreut hat mich, dass er mich dann auch zu seiner Abschiedsfeier eingeladen und in seiner Rede sogar namentlich erwähnt hat - als einzigen Lehrer von allen niederbayerischen Gymnasien...
Mit Prof.Dr. Erich Häußer, Präsident des Deutschen Patentamts (gest. 1999) (rechts), war ich sogar freundschaftlich verbunden. Er hat sich sehr für die Förderung des technisch-kreativen Nachwuchses eingesetzt und hat es sogar möglich gemacht, dass Jugendlichen bei Schutzrechtsanmeldungen - unabhängig vom Einkommen der Eltern - Verfahrenskostenhilfe bewilligt wird, was dann leider unter der derzeitigen Patentamtspräsidentin wieder aufgehoben wurde. Auch haben wir zusammen mehrere Lehrerfortbildungen und Fernsehauftritte bestritten. Anlässlich unserer Teilnahme an dem oben erwähnten bildungspolitischen Forum wurden wir sogar mit der gepanzerten Limousine des Arbeitgeberpräsidenten vom Flughafen Köln-Bonn abgeholt und mit Blaulicht und Sirene nach Bonn gefahren. Auch hat er mich einmal nach einer gemeinsamen Fernsehtalkshow-Teilnahme vor dem Heimflug in die Lufthansa-VIP-Lounge am Flughafen eingeladen. Kurz: Ein Pfundskerl, der Herr Präsident...
Das Foto zeigt die beiden bei der Besichtigung unserer Erfinderwerkstatt anlässlich einer regionalen Lehrerfortbildung zum Thema "jugend forscht" am Maristengymnasium Fürstenzell.
(Foto: H. Fenzl)
Ebenso war es eine sehr große Ehre für uns alle, von Physik-Nobelpreisträger Prof.Dr. Gerd Binnig in sein Forschungslabor an der Universität München eingeladen zu werden. Das war natürlich auch dem Bayerischen Fernsehen eine Berichterstattung wert. Hier unterhält er sich gerade mit dem vierzehnjährigen Patrick, der heute gleichfalls als Physikprofessor tätig ist - in den USA.
Die Schüler waren dann auch ganz begeistert von dem sympathischen und lockeren Top-Wissenschaftler, der uns natürlich auch seine mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Erfindung "Raster-Tunnel-Mikroskop" erklären musste.
Kurz: Ein richtiger Kumpel-Typ, der Herr Nobelpreisträger...
Übrigens hat Binnig bei so manchen Interviews - u.a. vonseiten der SZ - erwähnt, dass er einen Kunstlehrer kennt, der die Kreativität seiner Schüler in besonderer Weise fördert und dass er froh ist, dass es so etwas gibt...
(Fotos: H. Fenzl)
Großer Dank gebührt auch Herrn Patentanwalt Dipl.-Ing., Dipl.-Wirtsch.-Ing. Norbert Alber aus München, der sich eines Tages bei mir meldete und seine Unterstützung der Schüler in Patentangelegenheiten anbot. Er kam dann auch eigens zu uns an die Schule, um einen Informationsvortrag über das Patentanmeldungsverfahren zu halten, unterstützte unsere Schüler viele Jahre lang im Rahmen von Verfahrenskostenhilfe bei Schutzrechtsanmeldungen sowie bei der Abwehr von Patentanfechtungen und war für uns in allen möglichen Schutzrechtsfragen stets ein hilfsbereiter Ansprechpartner.
Ich kann demnach Herrn Patentanwalt Alber, der in der Münchner Patentanwaltskanzlei WEICKMANN & WEICKMANN tätig ist, nur wärmstens empfehlen, wenn mal ein sehr kompetenter und netter Patentanwalt benötigt wird.
(Foto: N. Alber privat)
Ich habe mich in Dutzenden Vorträgen für eine verstärkte Kreativitätsförderung in der Schule eingesetzt, u.a. im Rahmen der Lehrerfortbildung. Hier sind tatkräftige Mitstreiter zu sehen, die dann im Laufe der Zeit auch zu Freunden wurden: OStD Gerhard Moosburger, Leiter der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung in Dillingen (links), Prof.Dr. Gerd Binnig, Nobelpreisträger für Physik und Kreativitätsforscher, und StD Dr. Hans Kern, Landeswettbewerbsleiter von "jugend forscht".
Für Herrn Moosburger waren die von uns in Dillingen veranstalteten Fortbildungen sogar "die schönsten überhaupt..."
(Foto: H. Fenzl)
Hier testet Jauch gerade mit dem von Rupert entwickelten Messgerät sein Lungenvolumen und merkt nicht, dass er sich dabei - unter dem schallenden Gelächter aller Anwesenden - über und über mit Mehl bestäubt... "Da hast du mich aber sauber hereingelegt..!"
Die Maskenbildnerin hatte dann auch alle Mühe, den sympathischen Showmaster noch rechtzeitig vor der Livesendung wieder fernsehtauglich hinzubekommen...
(Fotos: ZDF, H. Fenzl)
1988 durften wir abermals in einer Livesendung vor einem Millionenpublikum auftreten und zwar in der ARD-Show "Die Goldene Eins". Dabei wurde mir u.a. die Ehre zuteil, für die Ziehung einer Glückszahl den Buzzer drücken zu dürfen und anschließend bekam ich auch noch vom Moderator Max Schauzer den ARD-Preis "DIE GOLDENE EINS" überreicht.
(Fotos: S. Fenzl)
Für Miriam (15) war es ein tolles Erlebnis, in der populärwissenschaftlichen ZDF-Sendung
"Knoff hoff Show" von und mit Dr. Joachim Bublath auftreten und ihre patentierte Erfindung "Bügelbrett mit Abschaltautomatik" vorstellen zu dürfen. Hier bespricht gerade die Moderatorin Romana Leiss bei einer Probe den Ablauf mit ihr.
(Foto: H. Fenzl)
Für meine Schüler war es natürlich auch immer wieder ein Erlebnis, bei den diversen Fernsehauftritten auch Größen aus dem Showgeschäft persönlich kennenlernen und um ein Autogramm bitten zu können, wie z:B. Antonella Ruggino, Sängerin der Popmusik-Gruppe "Matia Bazar" aus Italien.
Ingolf Lück, ein Multitalent des Showbusiness, kam sogar zu Fernsehaufnahmen zu uns an die Schule.
(Fotos: H. Fenzl)
Unser Schularchiv wies bis zu meinem Ausscheiden aus dem Schuldienst nicht weniger als 136 Videoaufzeichnungen von Fernsehsendungen über das Projekt "jugend creativ" auf. De facto dürften jedoch noch wesentlich mehr Sendungen gelaufen sein, zumal es mir nicht immer möglich war, jeden Fernsehbericht aufzuzeichnen, z.B. wenn wir zur gleichen Zeit auf der iENA in Nürnberg waren.
Hier findet gerade in einem Fernsehstudio des WDR in Köln eine Probe für eine anschließende Livesendung statt.
(Foto: S. Fenzl)
Patentamtspräsident Prof.Dr. Erich Häußer verdanken wir es auch, dass wir 1991 am größten Jugenderfinderwettbewerb der Welt teilnehmen konnten. Allein aus Japan gab es rund 180 000 Teilnehmer. Zu unserer großen Überraschung schlugen dann die von mir eingereichten Erfindungen "Flugzeugreifen mit Autorotationsvorrichtung" und "Nachrüst-Airbag" nicht nur die Bundessieger von "jugend forscht" aus dem Rennen, sondern wurden in Japan sogar als weltbeste Jugenderfindungen prämiert. Worauf dann Werner (15) (links), Alexander (17) (ganz rechts) und ich für eine Woche nach Tokio reisen durften. Hier werden die beiden jugendlichen "Weltmeister" zusammen mit ihrem "Coach" gerade dem japanischen Prinzenpaar, Prinzessin Hanako und Prinz Hitachi, vorgestellt und von diesen geehrt.
(Foto: Hatsumei Kyokai)
Die Nachricht von unseren Erfolgen in Japan drang sogar bis ins Maximilianeum in München vor, wo wir dann von Landtagspräsident Dr. Wilhelm Vorndran im Rahmen einer Feierstunde geehrt wurden. Mit auf dem Foto: Der Passauer SPD-Landtagsabgeordnete Max Brandl (links) und Sozialminister Dr. Gebhard Glück (rechts vorne).
(Foto: S. Fenzl)
Obwohl mir im Laufe der Jahre zahlreiche Ehrungen zuteil wurden, hat mich doch die Auszeichnung mit dem "Bayerischen Kulturpreis 1993", den ich gemeinsam mit dem MGF erhalten habe und der mit insgesamt 30.000,- DM dotiert war, ganz besonders gefreut.
Vorgänger waren nämlich so berühmte Persönlichkeiten wie Astrid Lingren, Liv Ullmann, Leonard Bernstein, Hermann Gmeiner (Begründer der SOS-Kinderdörfer) und Michael Ende.
(Foto: J. Holzhammer)
Als große Ehre habe ich es auch empfunden, vom damaligen Präsidenten des Deutschen Patentamts, Dipl.-Ing. Norbert Haugg, zum Antrittsbesuch von Bundespräsident Prof.Dr. Roman Herzog im Deutschen Patentamt in München eingeladen zu werden.
Hier lässt sich Herzog gerade von Benjamin (14) den zum Patent angemeldeten "klemmfreien Reißverschluss" erklären.
Der Bundespräsident hat mir dann auch mal veranlasst, dass meine Erfinder und ich vom Bundespräsidialamt zu seinem "Fest der Ideen" ins Schloß Bellevue in Berlin eingeladen wurden.
Auch wurde ich später mal vom Bundespräsidialamt gemeinsam mit dem ZDF gebeten, anlässlich der Verleihung des "1.Zukunftspreises" einen Vorschlag für die Präsentation einer tollen Jugend-Erfindung zu machen. In der Tat wurde dann in der ZDF-Sendung auch nicht eine Bundessiegerarbeit von "jugend forscht" vorgestellt, sondern der "Flugzeugreifen mit Autorotationsvorrichtung", der von drei Zwölfjährigen vom MGF erfunden worden ist.
(Fotos: Deutsches Patentamt)
1995 wurde ich von der Wissenschaftsredaktion des Magazins "Stern" eingeladen, anlässlich einer Jubiläumsveranstaltung von "jugend forscht" in der Sporthalle von Hamburg vor 2000 Ehrengästen mit Bundesbildungs- und Zukunftsminister Dr. Jürgen Rüttgers über das deutsche Bildungssystem zu diskutieren. Etwas mulmig war mir dann doch zumute, als ich vom Podium aus unmittelbar vor mir in der 1.Reihe Bundespräsident Prof.Dr. Roman Herzog erblickte. Ich sah dann während der doch recht kontrovers geführten Diskussion auch immer wieder prüfend zu ihm hin. Wie üblich, habe ich nämlich auch diesmal kein Blatt vor den Mund genommen und u.a. deutlich gemacht, dass unsere Kinder noch immer in der Schule des Industriezeitalters unterrichtet werden, obwohl wir uns bereits mitten im Informationszeitalter befinden, wo ganz andere Fähigkeiten und Fertigkeiten gefragt sind, weshalb sich die Schule grundlegend ändern müsste. Offensichtlich hatte ich jedoch Herzog auf meiner Seite, zumal er mir ständig freundlich zulächelte und zustimmend nickte.
Erfreulicherweise gab es dann für meine Ausführungen von ihm und den Festgästen großen Applaus, beim anschließenden Sektempfang klopfte mir Herzog sogar im Vorbeigehen kurz auf die Schultern, vom "Stern" erhielt ich einige Tage später ein begeistertes Dankschreiben und selbst in der berühmten "Brandrede" von Roman Herzog "Durch Deutschland muss ein Ruck gehen!" waren mehrere der von mir angesprochenen Argumente enthalten.
Grund zur Freude gibt nun, d.h. etwas mehr als 20 Jahre später, die Ankündigung des Bayerischen Kultusministeriums, ab dem Schuljahr 2017/18 die Schule in Teilen umgestalten zu wollen, um die Schüler auf die Anforderungen des Informationszeitalters, in dem die Informationstechnologie mittlerweile zum größten Arbeitgeber aufgestiegen ist, besser vorzubereiten.
(Foto: S. Fenzl)
Zahlreiche bayerische Politiker aller Couleur besuchten im Laufe der Jahre das MGF, um sich über das Kreativitäts-förderprojekt zu informieren. So z.B. die damalige Kultusstaats-sekretärin und spätere Kultusministerin Monika Hohlmeier, Kultusstaatssekretär Hermann Leeb und die späteren Staats-minister Ilse Aigner und Dr. Ludwig Spaenle. Hier besucht uns gerade der damalige JU-Landesvorsitzende und heutige Bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder. Beim anschließenden Mittagessen in einem Gasthaus zeigte sich, dass Markus Söder smart, recht locker und unterhaltsam ist.
(Foto: J. Holzhammer)
So erhielten wir auch Besuch vom "Bildungspolitischen Ausschuss der Bayerischen SPD". Hier werden die Landtagsabgeordneten gerade von StR Gunther Willeitner (links) über erfolgreiche "jugend forscht"-Arbeiten aus dem Informatikbereich informiert.
Bei Gunther Willeitner möchte ich mich ganz herzlich bedanken, da dieser sehr engagiert im Projekt "jugend creativ" und bei der Betreuung unserer Nachwuchserfinder auf der iENA mitgearbeitet hat. Zusätzlich hat er auch noch einen "Energiekurs" eingerichtet, in dem Kollegiaten sich u.a. mit alternativer Energieerzeugung beschäftigen konnten.
(Foto: H. Fenzl)
Nachdem mein erbittertertster Widersacher im Bayerischen Kultusministerium, MR S. (Altphilologe), endlich in Pension gegangen war, änderte sich dort vieles: So wurden wir u.a. eingeladen, uns am Bildungskongress des Kultusministeriums zu beteiligen und auch meine seit Jahren von unserer Schulleitung beantragte Beförderung ging endlich durch. Kultusminister Dr.h.c. Hans Zehetmair war dann bei seinem Besuch an unserem Ausstellungsstand auch sehr angetan von unserem Kreativitätsförderprojekt und schickte mir anschließend sogar noch ein sehr persönlich gehaltenes Dankschreiben.
Und schließlich wurde ich dann auch noch mit dem "Staatspreis des Bayerischen Kultusministeriums" ausgezeichnet und durfte zudem als Mitglied der Bayerischen Delegation zusammen mit Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber und dem halben Kabinett in einer Sondermaschine zur Amtseinführung von Papst Benedikt XVI. nach Rom mitfliegen. Ausgewählt und der Bayerischen Staatskanzlei vorgeschlagen hatte mich das Bayerische Kultusministerium - als einzigen Lehrer von ganz Bayern...
(Foto: S. Fenzl)
"Wie kommt das Neue in die Welt?", lautet der Titel eines im Verlag Hanser erschienen Buches über das Phänomen "Kreativität", zu dem auch ich einen Beitrag liefern durfte. Ich habe dies als große Ehre empfunden, zumal in dem Buch nur ausgewiesene Experten auf dem Sektor Kreativität zu Wort kommen, wie z.B. der mit mir befreundete Physik-Nobelpreisträger und Kreativitätsforscher Prof.Dr. Gerd Binnig oder Ron Sommer. Auf dem Erinnerungsfoto anlässlich der feierlichen Buchpräsentation im Münchner Literaturhaus sind die beiden Herausgeber zu sehen: Siemens-Chef Heinrich von Pierer (links) und Bolko von Oetinger.
(Foto: S. Fenzl)
Zu großem Dank verpflichtet bin ich Herrn Dipl.-Ing.(FH) Manfred Koser (links), selbst Erfinder mit zahlreichen Patenten und Vater der gleichfalls erfinderisch veranlagten Schülerin Iris (... der Apfel fällt bekanntlich nicht weit vom Stamm...), dass er bei meinem krankheitsbedingten Ausscheiden aus dem Schuldienst 1999 sofort einsprang, um das Erfinder- bzw. Kreativitätsförderprojekt mit großem Engagement und Erfolg weiterzuführen. Hier ist er gerade im Gespräch mit Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle bei dessen Besuch am MGF 2011.
(Foto: H. Luft)
Herr Dr. Spaenle hatte schon mal 1997, als er noch einfacher Landtagsabgeordneter und Mitglied des bildungspolitischen Ausschusses der CSU war, zusammen mit seiner Kollegin MdL Ilse Aigner (heute Landtagspräsidentin) unsere Schule besucht, um sich über das Erfinderprojekt zu informieren.
Übrigens ist Frau Aigner eine ausnehmend nette und freundliche Person.
(Foto: wikimedia commons - freies Medienarchiv)
Sehr gefreut hat mich auch die Auszeichnung mit dem "Staatspreis des Bayerischen Kultusministeriums" (2002) durch Kultusministerin Monika Hohlmeier.
Übrigens war ich der erste niederbayerische Lehrer, der diese hohe Auszeichnung erhalten hat.
Mit auf dem Foto (v. links): Schulleiter OStD i.K. P. Helmut Funke, P. Bernd Mersmann, Landrat Hans Dorfner, Kultusministerin Monika Hohlmeier, Bürgermeister Hans Repcik und Regierungspräsident Dr. Walter Zitzelsberger.
Frau Hohlmeier, die gleichfalls eine sehr nette und patente Person ist, war bereits einige Jahre zuvor, als sie noch Staatssekretärin im Kultusministerium war, zu uns an die Schule gekommen, um sich über das Erfinder- bzw. Kreativitätsförderprojekt zu informieren. Sie war dann wohl auch von allen CSU-Bildungspolitikern diejenige Person, bei der meine Ausführungen zum Thema "Kreativität und Schule" wirklich etwas bewirkt haben, weshalb ich dann wohl auch diese hohe Auszeichnung erhalten habe.
Übrigens konnte ich ihr beim anschließenden Mittagessen in einem Gasthaus noch das Versprechen abnehmen, dass der Fachbereich Kunsterziehung keine weiteren Kürzungen mehr erfahren wird.
(Foto: Bayerisches Kultusministerium)
Übrigens kann man unter "Link" eine detaillierte Chronik des Erfinderprojekts "jugend creativ" für den Zeitraum 1983 - 2019 finden.
Seit dem Schuljahr 2021/22 wird das Projekt von zwei ehemaligen Schülern von mir, die heute am MGF Mathematik, Physik und Informatik unterrichten, weitergeführt, und zwar von Nicole Bichler und Johannes Danner.
Kunsterzieher und Werklehrer
Rückblickend kann ich sagen, dass ich immer sehr gerne Lehrer war. In den Anfangsjahren ließen zwar die räumlichen Voraussetzungen am Maristengymnasium für einen effektiven Kunst- und Werkunterricht zu wünschen übrig, so dass ich auch schon mal einen Schul- oder gar Berufswechsel in Erwägung gezogen habe. Aber nachdem ich aufgrund unserer guten Zusammenarbeit mit dem Ausbildungsbereich von BMW Dingolfing von den Autobauern eine großzügige finanzielle Unterstützung (100.000,- DM) zur Schaffung einer "Erfinderwerkstatt" in Aussicht gestellt bekommen habe, wollten auch die Regierung von Niederbayern und die Maristenschulstiftung nicht hintanstehen und machten einen Schulanbau mit zwei neuen Kunstsälen, einem gut ausgestatteten Werkraum, einer Holzwerkstatt und einer Erfinderwerkstatt möglich. Nun machte das Unterrichten erst richtig Spaß...
Da im Lehrplan für Kunsterziehung ohnedies in mehreren Klassenstufen vorgesehen war, auch die innovationsorientierte Kreativität gezielt zu schulen, habe ich diese Möglichkeit gerne genutzt, die Schüler nicht nur beispielsweise eine "Hausaufgabenmachmaschine" zeichnen zu lassen und anschließend ihr Zeichentalent zu bewerten, sondern sie auch zu praktischen Problemlösungen anzuregen, nach dem Motto: Nichts muss so sein, nur weil es immer schon so gewesen ist. Deshalb: "Passt auf, ob euch etwas ärgert...!"
Der Werkunterricht für die Klassen 5 und 6 am Gymnasium wurde nach der Wiedervereinigung durch einen Beschluss des Bayerischen Landtags offiziell abgeschafft und durch zwei zusätzliche Stunden Geschichte ersetzt. Als zum zivilen Ungehorsam neigender, aus den 70er Jahren übriggebliebener "Revoluzzer" sah ich es jedoch nicht ein, dass man jede noch so unsinnige Entscheidung der Obrigkeit (vgl. G8) widerspruchslos hinzunehmen habe. So konnte ich unsere Schulleitung schließlich davon überzeugen, dass der Erziehungsgedanke von Pestalozzi, "Kopf, Herz und Hand" gleichermaßen auszubilden und zugleich die Kreativität in besonderer Weise zu fördern, auch für eine gymnasiale Schulbildung wichtig sein sollte.
Die zusätzlichen Geschichtsstunden wurden dann zwar eingeführt, aber Werken und Handarbeiten blieben an unserer Schule auch weiterhin auf der Stundentafel bestehen, was sich dann wohl auch auf unsere Anmeldezahlen positiv auswirkte. Kinder haben nun mal Spaß am Basteln und Handarbeiten...
Da demnach auch kein Lehrplan existierte, konnte ich mir somit Themen ausdenken, bei denen auch ein Arbeiten gemäß "Trial and error" möglich und u.a. divergentes Denken gefordert war.
Hier lautete die Aufgabe:
"Baut ein Fahrzeug aus Holz, das mit 10 Litern Wasser aus einer Gießkanne als Antriebs-energie möglichst weit fahren kann!"
Oder: "Baut ein Fahrzeug aus Holz, das mit 3 kg Sand aus einem Sandsack als Antriebs-energie möglichst weit fahren kann!"
In diesem Fall stellten sich dann zwei grundsätzliche Lösungsmöglichkeiten heraus:
- Den Sand nach und nach auf ein im Fahrzeug ange-ordnetes Schaufelrad rieseln zu lassen...
- Den Sandsack an einem Art Kranarm am Fahrzeug selbst aufzuhängen, die Befestigungsschnur an einer Achse aufzuwickeln und dann abspulen zu lassen, wobei das Fahrzeug zunehmend Fahrt aufnimmt...
(Fotos: H. Fenzl)
Getestet wurden die Fahrzeuge dann auf dem Hartplatz unserer Schule.
Derart ungewöhnliche Unterrichtsmethoden fanden dann auch so manche Fernsehteams interessant (siehe Fotos)...
Eine andere Aufgabenstellung zur Schulung des divergenten Denkens lautete beispielsweise:
"Baut eine Eierköpfvorrichtung"
oder
"Baut eine pfiffige Falle zum Lebendfangen von Mäusen!"
In diesem Fall war ich immer wieder überrascht ob der Vielfalt von kreativen Einfällen: Von Mausefallen mit eingebauten Wippen, einem doppelten Boden mit Falltüre, einer Eingangsfalltüre, die beim Berühren des Köders blitzschnell herabfällt, bis hin zu einer Mausefalle mit integriertem Irrgarten.
Großen Spaß bereitete auch immer die folgende Aufgabenstellung:
"Baut ein Fahrzeug aus Holz, das als Antriebsenergie die Federkraft einer Mausefalle nutzt!"
Die Fahrzeuge, die auch in Teamarbeit gefertigt werden durften, wurden dann auf dem Flur im Rahmen eines Wettbewerbs getestet. Dem Siegerteam winkte eine Einladung in die örtliche Eisdiele...
Gesiegt hat dann mal ausgerechnet ein Mädchenteam, das sich als exzellente "Um-die-Ecke-Denker" erwies: Die beiden Mädels analysierten nämlich die Aufgabenstellung ganz genau und kamen dabei zu dem Schluss, dass ja nicht vorgeschrieben war, die Mausefalle in das Fahrzeug einzubauen... Worauf sie - im Gegensatz zu allen anderen Teams - ein Katapult mit eingebauter Mausefalle und ein kleines, extrem leichtes Fahrzeug fertigten... Dieses wurde dann beim Wettkampf von dem Katapult mit einer derartigen Wucht über den ganzen Flur geschossen, dass es an der gegenüberliegenden Wand aufprallte und sich mehrmals überschlug...
Ein derartiger Mausefallen-Wettbewerb an unserer Schule wurde dann auch mal im Fernsehen gesendet. Worauf dann innerhalb kürzester Zeit überall in der Republik derartige Wettbewerbe gestartet wurden.
Mittlerweile ist daraus sogar eine weltweite Bewegung geworden, wie man u.a. auf "Youtube" sehen kann. Und wie mir der Ausrichter der "Deutschen Meisterschaft für Mausefallenautos" mitteilte, liegt der 2004 in den USA aufgestellte Weltrekord für Mausefallenautos bereits bei sage und schreibe 114(!) Metern.
Auch komplette Bausätze für Mausefallenautos gibt es schon zu kaufen und selbst in "wikipedia" kann man einen Beitrag zum Thema "Mausefallenauto" finden.
Begonnen hat das Ganze aber - wie gesagt - Anfang der 80er Jahre im Werkraum des Maristengymnasiums Fürstenzell...
(Abb.: wikipedia)
Von einem Fernsehbericht über eine "Phänomena"- Ausstellung in Rotterdam (1984) war ich so begeistert, dass ich mir diese unbedingt ansehen musste. Anschließend war ich sogar noch begeisterter und für mich war klar: Das ist der richtige Weg, naturwissenschaftliche Kenntnisse zu vermitteln: Begreifen durch "Begreifen" - und zwar im wörtlichen Sinne mit den Händen - und entdeckendes Lernen über Experimente..., dann führt Lernen auch zu dauerhaftem Wissen - im Gegensatz zur Aneignung von theoretischem Wissen in Form von Bulimie-Lernen... "Das Staunen ist der Anfang der Erkenntnis", stellte bereits Platon fest. Auch W. Sangster gab den Rat: "Wenn ihr jung bleiben wollt, dann erhaltet euch die Fähigkeit des Staunens!" Und nicht zuletzt würde auch ein Leonardo da Vinci, der sein ganzes Leben lang forschend und experimentierend tätig war, dem wohl zustimmen. Und schließlich auch noch Aristophanes, der die Meinung vertrat: "Menschen bilden bedeutet nicht, ein Gefäß zu füllen, sondern ein Feuer zu entfachen."
Da in dem besagten Filmbericht auch ein Beispiel aus den USA vorgestellt wurde, nämlich das "Exploratorium" in San Francisco, stand für mich sofort fest: Wir müssen in den nächsten Sommerferien nochmals nach Kalifornien reisen..!
Ich habe mich dann auch ganze zwei Tage lang in San Francisco in diesem "Exploratorium" aufgehalten und dabei so ziemlich alle Experimente ausprobiert und fotografiert. Übrigens wurden diese ausschließlich von Studenten und Freiwilligen entwickelt. Einfach toll!
Auch meine Kollegiaten aus der K12, denen ich die Videoaufzeichnung von der "Phänomena"-Ausstellung vorführte, fanden meinen Vorschlag gut, im Rahmen des Kunst-Grundkurses "Grenzbereiche" als Semesterarbeit in Teamarbeit jeweils ein "Phänomena-Experiment" anzufertigen.
Diese wurden dann am Schuljahresende beim Schulfest aufgestellt, worauf sich dann nicht nur die Schüler, sondern auch deren Eltern ganz begeistert damit beschäftigten:
(Fotos: H. Fenzl)
Irgendwann lernte ich mal den Lehrstuhlinhaber für Kunsterziehung an der Uni Passau, Prof.Dr. Paul Lankes, kennen, der mir dann auch sogleich das Angebot machte, einen Lehrauftrag zu übernehmen. Das Thema könnte ich mir selber aussuchen...
Lehrbeauftragter
SS 1988 Universität Passau - Lehrauftrag für "Nahtstellen zwischen Kunst und Naturwissenschaften"
Kurze Zeit später nahm der Leiter des Fachbereichs Kunsterziehung an der Uni München, Prof. Hans Daucher, mit mir Verbindung auf, lud mich zu einem Vortrag an die Uni München ein und bot mir anschließend gleichfalls einen Lehrauftrag an. Offensichtlich war er von meinen Bemühungen um eine verstärkte Kreativitätsförderung ganz begeistert. Ich sagte dann auch zu, zumal er es möglich machen wollte, die Kurse als Blockseminar und während der Schulferien durchführen zu können.
WS 1990 - SS 1996 Universität München - Lehrauftrag für "Experimentelles
Werken"
An der Uni München bot ich immer einen Blockkurs "Bau von Phänomena-Objekten" an und im nächsten Semester einen Blockkurs mit Wettbewerbsarbeiten, die der Schulung des divergen-ten Denkens dienen und die ich auch schon mal mit meinen Schülern erprobt hatte.
Einführend habe ich den Lehramtstudenten jedoch auch erklärt, warum eine verstärkte Kreativitätsförderung so immens wichtig ist und wie diese erfolgen könnte, bis hin zu Erfindungen und deren schutzrechtlicher Absicherung sowie Vermarktung.
(Foto: H. Fenzl)
Nach einem Informationsfilm über den Vogelflug und der Erarbeitung von Aerodynamik-Grund-kenntnissen sollten die Studenten einen dreiflügligen Bummerang bauen und das erarbeitete Wissen praktisch umsetzen.
Auf ihre Tauglichkeit getestet wurden die Flugobjekte dann im "Englischen Garten" - mit anschließendem Biergartenbesuch am "Chinesischen Turm".
Hier wird gerade an Luftkissenfahrzeugen gebastelt.
Hier werden gerade die Hovercrafts auf ihre Tauglichkeit getestet (oberes Foto).
Bei diesem Wettbewerb (unteres Foto) siegte dann ein extrem leichtes und dennoch stabil gebautes Fahrzeug, das zudem zur Reibungsverringerung relativ große Räder aufwies.
"Trial and error"...
(Fotos: H. Fenzl)
Es hat sich immer wieder herausgestellt, dass die zukünftigen Lehrer genauso viel Spaß an Werkaufgaben mit experimentellem Charakter hatten wie meine 10 - 12-jährigen Schüler.
Die von meinen Kollegiaten und Studenten gefertigten "Phänomena"-Objekte habe ich dann beim nächsten MGF- Schulfest aufgestellt, wo sie reges Interesse fanden. Hier einige Beispiele:
Ausstellungen mit sog. Phänomena-Objekten gibt es übrigens mittlerweile überall auf der Welt. Auch an vielen bayerischen Schulen fand bereits eine Wanderausstellung in Form einer sog. "Miniphänomenta" statt, bei der die Kinder an 52 Forschungsstationen wissenschaftliche Phänomene "begreifend" erfahren können. Durchgeführt wird das Ganze vom Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft (BBW), dem dafür große Anerkennung gebührt.