Kindheit, Jugend- und Studentenzeit

Aufgewachsen in einem Forsthaus, konnte ich eine wunderschöne Kindheit erleben. Der Wald war für mich ein riesiger Abenteuerspielplatz, in dem es Geheimnisse zu entschlüsseln galt und der mich immer wieder gelehrt hat, über die Wunder der Natur zu staunen und mich später auch für den Schutz der Natur und Umwelt einzusetzen.

 

Jedoch hatte ich schon als Kind auch ein Faible für flotte Autos... Leider wusste ich damals noch nicht, dass Fahrer mit Hut als "spießig" gelten...

 

 

Früh übt sich, wer ein guter Skifahrer werden will...

 

 

Um aufs Comenius-Gymnasium in Deggendorf gehen zu können, musste ich ins angeschlossene Internat.

Offensichtlich ist es allgemein üblich, dass Insassen von Strafanstalten und Internaten in ihrer Freizeit ständig Krafttraining betreiben, selbst im Schlafanzug noch...

 

 

Ein Erinnerungsfoto aus dem Skilager, u.a. mit Reinhard Wittmann (links hinten), dem späteren (promovierten) Leiter des Hamburger und Münchner Literaturhauses, der - nunmehr im Ruhestand - als 1.Vorsitzender des "FORUM HUMOR UND KOMISCHE KUNST" in München u.a. mit Unterstützung vom Kabarettisten Gerhard Polt ein "Haus des Humors" schaffen will.

Rechts daneben Bernd Eichinger, im Internat in Deggendorf jahrelang mein Nachbar im Studier- und Schlafsaal, der mit seiner Internats-Beatband "The Fighters" einen Bandwettbewerb gewann, dann mit 17 Jahren aus dem Internat flog, nach dem Abitur in München seine Internatserfahrung in einem künstlerisch gestalteten Kurzfilm verarbeitete, womit er die Aufnahmeprüfung für die Hochschule für Film und Fernsehen bestand, und dann später Drehbuchautor, Filmregisseur und Deutschlands bekanntester Filmproduzent wurde, wofür er auch den "Deutschen Filmpreis" erhielt. Beim Spielfilm "Das Mädchen Rosemarie" war er Regisseur und produziert hat er u.a. so bekannte Filme wie "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo", "Die unendliche Geschichte", "Der Name der Rose", "Der bewegte Mann"; "Der Schuh des Manitu", "Nirgendwo in Afrika", "Der Untergang", "Das Parfum", "Das Mädchen Rosemarie" und "Der Baader Meinhof Komplex". Bernd verstarb im Alter von 61 Jahren in Los Angeles. Die Trauerfeier im Münchner Liebfrauendom wurde sogar live im Fernsehen übertragen. Auch wurde ihm posthum die "Goldene Kamera" als bester Produzent verliehen und der Platz vor der Hochschule für Film und Fernsehen in München nach ihm benannt. Am 11.04.2019 wäre er 70 Jahre alt geworden. Das BR-Fernsehen zeigte aus diesem Anlass einen 90-minütigen Dokumentarfilm über ihn - einschließlich Aufnahmen aus unserer Internatszeit - mit dem Titel "Der Bernd".

https://de.wikipedia.org/wiki/Bernd_Eichinger

 

Das Abitur legte ich dann am LudwigsgymnasiumStraubing ab, wo man schon so fortschrittlich war, den Geschichtsunterricht nicht - wie zur damaligen Zeit noch allgemein üblich - vor der Weimarer Republik enden zu lassen und stattdessen nochmals das Altertum zu behandeln. Für uns Abiturienten gehörte es damals einfach zum guten Stil, sich das Abiturzeugnis mit der Post zuschicken zu lassen. Eine offizielle Abiturfeier an der Schule im feierlichen Rahmen mit Schulorchester und belehrenden Reden passte nämlich nicht mehr in unsere Zeit bzw. zu unserer Einstellung gegenüber dem Establishment. Unser Abiturfoto wurde deshalb auch nicht von einem Profi- oder Pressefotografen, sondern von einer Kneipen-Bedienung gemacht und statt Schulorchester spielte eine Wurlitzer-Jukebox.

 

Ich denke, dass ich sehr großes Glück hatte, in eine Zeit hineingeboren zu werden, in der es wirtschaftlich nur bergauf ging und die einem somit ein im Grunde sorgenfreies und tolles Leben ermöglichte. Meine Jugendzeit, in der man seinen Führerschein noch mit drei Fahrstunden machen durfte, war geprägt von der revolutionären Musik der Beatles und Stones, in den Tanzlokalen spielten Gitarren-Beatbands und befanden sich Tischtelefone zur Tanzreservierung, in den Discos gab es faszinierende Lichtspiele mit blubbernden Farben und Stroposkopen, in jeder Kneipe stand eine Wurlitzer-Jukebox mit den neuesten Platten und wir Jungen trugen nach dem Vorbild unserer Musik-Idole lange Haare, als Reminiszenz an die Flower-Power-Bewegung taillierte Blümchenhemden und (außerhalb des Internats) lässig-coole Schlaghosen, während die Mädchen sich die Haare toupierten und die neue Mini-Mode sowie Hotpants toll fanden (wir Jungen natürlich auch...).

In jedem dritten Jugendzimmer hing ein Poster vom Kult-Roadmovie "Easy Rider", in dem sich das Lebensgefühl und die Sehnsüchte von uns jungen Leuten trefflich widerspiegelten. Die bildhübsche Kommunardin Uschi Obermaier, die zum Schwarm unserer ganzen Generation wurde, faszinierte uns nicht zuletzt auch wegen ihres freien Lebensstils. Überhaupt standen wir den Konventionen der älteren Generation grundsätzlich kritisch gegenüber und setzten uns über deren kleinbürgerlich-intolerante Moralvorstellungen einfach hinweg. Als Angehörige der "Woodstock-Peace&Love-Generation" fühlten wir uns sogar in gewisser Weise als "Revolutionäre". Wir wollten kritisch sein, auch und insbesondere Autoritäten gegenüber, alles hinterfragen, uns eine eigene Meinung bilden, uns einmischen und Engagement zeigen, statt nur Mitläufer des Establishments sein, mit dem Ziel einer möglichst erfolgreichen beruflichen Karriere vor Augen. Eine tolle und aufregende Zeit somit...

 

Zu meiner Studentenzeit in München war zwar die Studentenrevolte der späten 60er Jahre, die sich v.a. gegen die herrschenden Verhältnisse bzw. festgefahrenen gesellschaftlichen Strukturen, die geplanten Notstandsgesetze, die Nichtaufarbeitung des Nationalsozialismus ("Trau keinem über Dreißig!") und den an den Universitäten bis dahin noch immer herrschenden "NS-Muff" (SZ)  ("Unter den Talaren - der Muff von 1000 Jahren") richtete, schon vorüber. Aber es gab für uns dennoch immer wieder mal einen triftigen Grund, aufzubegehren bzw. gegen Missstände und Unrecht auf die Straße zu gehen und zu demonstrieren, v.a. gegen den Vietnamkrieg, nachdem das Massaker von My Lai bekanntgeworden war. Wir scherten uns dann auch nichts darum, dabei vom Beweissicherungstrupp der Staatsgewalt gefilmt und fotografiert zu werden, was jedoch dann später für so manchen von uns bei einer anstehenden Verbeamtung insofern Folgen hatte, als beim Prüfungsgespräch unter Vorlage dieser Beweismittel die Treue zum Staat angezweifelt wurde. Das Gefühl, sich für eine gute Sache zu engagieren und dabei Teil einer weltweiten Bewegung zu sein, die dann letztlich auch erfolgreich war, erschien uns einfach wichtiger.

 

 

Mein Studium an der Kunstakademie München war recht locker und ließ mir ziemlich viel Freizeit. Von all meinen Studentenjobs (u.a. offizieller Fotograf des NOK bei der Olympiade 1972 in München und Filmemacher für die HMI-Versicherung) hat mir meine Skilehrertätigkeit bei Sport-Scheck in München und bei der Münchner Studentenskischule am meisten Spaß gemacht, insbesondere wenn ich in Andalo (Dolomiten/Italien) mit meinem Skilehrerspezl "Krümel" zusammengearbeitet habe. So dauerte die zünftige Siegerehrung nach unserem Faschingsgaudi-"Er&Sie"-Skirennen (Foto) in der Paganella-Gipfelhütte bis nach Einbruch der Dunkelheit, worauf ich mir bei meiner etwas zu flotten Einfahrt in die erste Steilhang-Buckelpiste einen Knöchelbruch zuzog und deshalb die kilometerlange Abfahrt ins Tal auf nur einem Ski absolvieren musste - nach wie vor in der kurzen Lederhose.

Übrigens sind wir beide auch heute noch beste Freunde und schwelgen auch immer wieder mal in alten Erinnerungen: "Weißt du noch...?"

 

Das 1.Staatsexamen habe ich dann noch um zwei Semester hinausgeschoben, weil sich mir die einmalige Chance bot, eine Saison als Skilehrer in den USA zu jobben. Meine Skilehrmethode wurde sogar allwöchentlich im Kabelfernsehen vorgestellt, wobei mein Bavarian accent bei den Amis recht gut ankam, was mir dann auch zu vielen (recht lukrativen) Privatskikursen verhalf. 

 

 

 

Bei einem Profi-Skirennen mit FIS-Wertung in der Blue Knob Ski Area belegte ich mal den 2.Platz, erhielt sogar das lukrative Angebot, in einem geplanten Ski- und Freizeitzentrum in Vermont Area Manager mit Gewinnbeteiligung zu werden und konnte dann nach Saisonende noch drei Wochen lang in nahezu allen bekannten Skigebieten der Colorado Rocky Mountains Powder snow skiing betreiben, so u.a. in Aspen Snowmass auf rund 3.800 m Höhe in ca.150 - 160 cm (!) tiefem, unbeschreiblich lockerem Neuschnee. Man taucht dabei ein bis über die Hüfte, um dann bei der Schwung-einleitung aus dem aufstäubenden "Champagne Powder"- Schnee wieder herauskatapultiert zu werden, so dass man beinahe schwerelos wie auf Wolken die Hänge runterschwebt. Der pure Wahnsinn..!

Im Anschluss konnte ich dann noch mit einem Tourist Flight Ticket mit Vouchers für insgesamt 24 Standby-Linienflüge  (für ganze 316 Dollar!) für mehrere Wochen  kreuz und quer durch die Staaten reisen, was dann auch mit so manchem Abenteuer verbunden war.

 

Gegen Ende meiner Studentenzeit in München begann ich auch noch - als einer der Ersten hierzulande - mit dem Drachenfliegen, das ich mir gezwungenermaßen gemäß der Trial-and-Error-Methode und mit Unterstützung meiner (offensichtlich gleichfalls flugbegeisterten) Schutzengel selbst beibringen musste, zum Glück ohne größere Verletzungen. Ich wurde dann auch noch - wiederum als einer der Ersten - geprüfter Drachenfluglehrer, stand bei Flugwettbewerben des Öfteren auf dem Siegertreppchen, flog u.a. mal vom 2.970 m hohen Piz Gloria (Schweiz) - vorbei an der majestätischen Kulisse von Jungfrau, Mönch und Eiger - nach Lauterbrunnen (ca. 20 km) und habe bei der Ausübung dieser wahnsinnig faszinierenden Sportart erfahren, warum sich die Vögel lieber in der Luft fortbewegen als auf der Erde...

 

Alles in allem eine großartige Zeit demnach, die ich nicht missen möchte!

 

"Those were the days my friend. We thought they`d never end. ..." (Mary Hopkin)

 

(Fotos: privat)

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© Hubert Fenzl