GreenART / Klimakunst / Art for Future                          Intention

 

"Laudato si`, III. 38-39, IV. 195, No. 2", 2016, Installation

(Foto: H. Fenzl)

Wenn die Politik versagt, ist die Kunst gefragt!

 

Kunst sollte nach Meinung von Max Ernst "ein Spiegel der Zeit" sein. 

Pablo Picasso konstatierte sogar: "Nein, die Malerei ist nicht dazu da, die Appartements zu schmücken. Sie ist eine Waffe...".

Kunst sollte demnach mehr sein als nur ein Dekorationsartikel zur Verschönerung des Heims. Neben "l´art pour l´art" gehört es nämlich auch zu den wesentlichen Aufgabenfeldern der Kunst, als "interdisziplinäre Sprache zwischen Mensch und Natur" (Beuys) bzw. als "Brücke zwischen Mensch und Natur" (Hundertwasser) zu dienen und in dieser Funktion u.a. auf Missstände, wie das Versagen beim Klima,- Natur- und Umweltschutz, aufmerksam zu machen. Kritik ist ein wichtiges künstlerisches Mittel, um Dinge sichtbar zu machen und die Welt zu deuten. So beschäftigte sich die documenta 14 in Kassel mit den Krisen der Welt, auf der 58.Kunstbiennale in Venedig wurde der Länderbeitrag aus Litauen, eine Performance zum Thema Klimawandel, mit dem "Goldenen Löwen" ausgezeichnet, und auch auf der 59.Kunstbiennale wurde in mehreren Arbeiten das Bewusstsein von Klimawandel und ökologischer Katastrophe visualisiert.

Kunst kann zwar die Welt nicht ändern, aber sie kann mithelfen, die Mitmenschen wach- und aufzurütteln und die Politiker zu drängen, endlich wirkungsvoll tätig zu werden.

 

Bereits vor mehr als 200 Jahren hatte nämlich der weltberühmte Naturforscher Alexander von Humboldt (1799-1804) den vom Menschen gemachten Klimawandel geahnt, also lange bevor es diesen Begriff überhaupt gab. Er sprach von "Menschenunfug, der die Naturordnung stört" und erkannte drei elementare Faktoren, durch die der Mensch das Klima verändert: Das Fällen der Wälder, das Umverteilen von Gewässern und der Ausstoß von Gasen durch die frühe Industrie.

 

1896 hat dann der mit dem Nobelpreis ausgezeichnete schwedische Wissenschaftler Svante Arrhenius (1859-1927), ein Vorfahre der weltbekannten Klimaaktivistin Greta Thunberg (18), erstmals den durch Kohlenstoffdioxid verursachten Treibhauseffekt berechnet.

 

Erstaunlicherweise war auch bereits im Mai 1899, also vor 124 Jahren, in einem Leitartikel der "New York Tribune" zu lesen, die Menschheit werde "Kongresse abhalten und Beschlüsse erlassen und Gesetze verfügen und große Summen von Geld ausgeben, um den Unfug ungeschehen zu machen und unsere Atmosphäre wieder in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen".

(Quelle: greenpeace / GEO)

 

Im Jahr 1972 veröffentlichte der Club of Rome, ein Zusammenschluss von 30 Experten aus verschiedenen Disziplinen, den Bericht "Die Grenzen des Wachstums". Ein Plädoyer für nachhaltige Entwicklung und den Schutz der Ökosysteme. Das war genau vor einem halben Jahrhundert! Getan hat sich in diesen 50 Jahren jedoch fast nichts, um die globale Erwärmung aufzuhalten. Im Gegenteil, der CO²-Gehalt in der Atmosphäre steigt seit rund 40 Jahren rapide an. Die 28 EU-Staaten liegen - was die Gesamt-Emissionen beim CO² betrifft - auf Platz 3 - hinter China und den USA. Umgelegt auf die Bevölkerung liegt China aber immer noch Welten hinter den USA und der EU. Deutschland liegt in der EU auf Platz 1. Das sollte uns zu denken geben..! Obwohl Kohlekraftwerke zu den schlimmsten Luftverschmutzern gehören, sind derzeit weltweit 1 380 neue in Planung.

So ist auch der tropische Regenwald in Brasilien, die "Lunge" unseres Planeten, massiv gefährdet. So wurden allein von August 2020 bis Juli 2021  13 235 Quadratkilometer abgeholzt, demnach inetwa die Fläche Schleswig Holsteins. Lt. einem Kommentar im "Heute-Journal" des ZDF wurden bis Nov. 2022 bereits 26 % des tropischen Regenwaldes abgeholzt. Bleibt nur zu hoffen, dass sich das nach dem Amtsantritt von Präsident Lula nun radikal ändert.

Laut EU-Kommission wurden weltweit von 1990 bis 2020 rund 420 Millionen Hektar Wald zerstört - eine Fläche größer als die EU. Dennoch blieb es im Grunde auch bei dem 26.Weltklimagipfel bei einem unverbindlichen "Bla-Bla-Bla" (Greta Thunberg), ebenso auf dem letzten Weltklimakipfel.

2022 wurden einem Bericht des World Ressources Institute (WRI) in Washington zufolge weltweit rund 4,1 Millionen Hektar tropischer Urwald zerstört, was inetwa der Fläche der Schweiz entspricht.

Aber auch bei uns in Deutschland ist es dem Wald 2020 so schlecht ergangen wie noch nie seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1984. So weisen bereits 89 Prozent der Buchen, 80 Prozent der Eichen und Kiefern sowie 79 Prozent der Fichten Schäden in Form von lichten Baumkronen auf.

 

So stellen Wissenschaftler einen Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur von 1,3 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau (1850-1900) fest.

 

Auch sind sich 97 % aller Klimatologen darüber einig, dass ein vom Menschen verursachter Klimawandel stattfindet. So erreichte die Konzentration des wichtigsten Treibhausgases in der Atmosphäre, Kohlendioxid (CO²), 2020 einen neuen Rekordwert, obwohl das Wirtschaftsleben im ersten Corona-Jahr vielerorts wochenlang stillstand. Dabei bleibt uns nach Einschätzung des Weltklimarats IPCC voraussichtlich nur mehr 8 - 9 Jahre Zeit bis das noch verbleibende Budget in Höhe von 340 Gigatonnen CO²-Ausstoß erreicht sein wird, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Ab diesem Zeitpunkt dürften vermutlich Kipp-Punkte erreicht werden, bei deren Überschreitung es dann kein Zurück mehr geben wird und ab denen es dann zu einem Dominoeffekt und somit unvermeidlich zur Katastrophe kommen dürfte.

 

Nicht zuletzt weist auch der am 24.02.2021 vorgestellte bayerische Klima-Report darauf hin, dass ohne wirksame Klimaschutzmaßnahmen Bayern bis 2100 ein Anstieg der Durchschnittstemperatur von bis zu 4,8 Grad Celsius droht.

 

So prognostiziert der Weltklimarat (IPCC) in seiner im August 2021 veröffentlichten Studie, dass "das angestrebte Ziel, die Erwärmung möglichst bei 1,5 Grad über der vorindustriellen Zeit zu begrenzen, nach den Modellrechnungen wahrscheinlich selbst bei den striktesten Klimaschutzmaßnahmen schon in den nächsten 20 Jahren verfehlt" werden wird. Der Rat sagt rund um den Erdball mehr Naturkatastrophen voraus: Hitzewellen, Dürren, Starkregen und Überflutungen. Hinzu kommt, dass wegen der Erderwärmung immer mehr Regionen in der Welt unbewohnbar werden, weil es an Wasser fehlt und die Böden unfruchtbar werden, was die Flüchtlingsströme weiter anschwellen lassen wird.

(dpa / PNP vom 10.08.2021)

 

Nach dem im Februar 2022 veröffentlichten Bericht des Weltklimarats (IPCC) wurde die Natur durch die Erderwärmung bereits gefährlich verändert und Milliarden Menschen leiden immer stärker darunter. So seien bereits 3,3 bis 3,6 Milliarden Menschen, das entspricht fast der Hälfte der Menschheit von aktuell 7,9 Milliarden, bereits stark vom Klimawandel gefährdet. Die Folgen des Klimawandels sind in allen Teilen der Welt sichtbar: Verheerende Waldbrände wie im Mittelmeerraum, im Westen der USA und in Australien, Überschwemmungen und Hitzewellen wie in Sibirien.

(dpa/ PNP vom 01.03.2022)

 

Lt. WMO lag die global gemittelte Durchschnittstemperatur 2023 rund 1,45 Grad über dem Niveau vor der Industrialisierung (1850-1900). Davor war 2016 das wärmste Jahr, mit rund plus 1,3 Grad.

(dpa/PNP vom 20.03.2024)

 

700 Millionen Menschen weltweit sind bis 2030 in Gefahr, wegen Dürre und Wassermangel vertrieben zu werden.

(Quelle: UNO, Unicef 08.2023)

 

"Wir sind die erste Generation, die den Klimawandel zu spüren bekommt, und zugleich die letzte, die dagegen etwas unternehmen kann."

(Claus Kleber, ZDF-Moderator)

 

"Wir rasen wirklich auf eine Wand zu. Und der Crash könnte letztlich das Ende unserer Zivilisation herbeiführen."

(Prof.Dr. Hans Joachim Schellnhuber, Professor für Theoretische Physik, eremitierter Leiter des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und Berater der Bundesregierung, der UNO sowie von Papst Franziskus in Sachen Klimaschutz)

Für Prof. Schellnhuber liegen die Chancen, dass wir den Klimawandel noch in den Griff bekommen werden, gerade mal bei 10 (!) Prozent...

 

"Klimaschutz ist eine Frage von Leben und Tod".

(Antonio Guterres, UN-Generalsekretär)

 

Man kann nun diese Tatsache entschieden bestreiten, man kann sie auch einfach ignorieren bzw. aus dem Bewusstsein verdrängen, man kann sich aber auch entschließen, seinen Beitrag zu leisten, damit die katastrophalen Folgen, die auf uns oder unsere Kinder und Nachkommen dann zukommen würden, verhindert oder zumindest abgemildert werden.

 

So ist der Klimawandel für den vor kurzem verstorbenen Astrophysiker Stephen Hawking, einer der größten Wissenschaftler unserer Zeit, mit ein Grund, weshalb die Erde bereits in 100 Jahren unbewohnbar sein könnte und die Menschen bald schon fremde Himmelskörper besiedeln müssen. Die Erde könnte nämlich zu einem Planeten wie die Venus werden, mit Temperaturen von mehr als 250 Grad Celsius.

(Quelle: dpa-Meldungen vom 06.05. / 03.07.2017)

 

Es ist aber auch noch ein anderes Schreckensszenario möglich: So haben u.a. Forscher des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) in einer Studie festgestellt, dass sich - vermutlich bedingt durch den Klimawandel - der Golfstrom verlangsame. Würde dieser infolge der prognostizierten Heißzeit dann tatsächlich zum Erliegen kommen, könnte sich in der nördlichen Hemisphäre eine neue Eiszeit entwickeln.

Wie​ von Forschern des Meterologischen Instituts in Helsinkifestgestellt wurde, ist nämlich in der Arktis die Erderwärmung deutlich schneller vorangeschritten als bislang angenommen. Demnach hat sich die arktische Region in den vergangenen 43 Jahren fast viermal so schnell erwärmt wie der globale Durchschnitt und ist mit 3,1 Grad Celsius rund dreimal höher gewesen als im globalen Durchschnitt.

So ist der Golfstrom im Laufe der Klimageschichte der Erde schon mehrfach durch starken Schmelzwasserzufluss zum Erliegen gekommen, was jeweils eine Eiszeit zur Folge hatte.

In diesem Fall würde ganz Mittel- und Nordeuropa unter einem Eispanzer liegen und wäre unbewohnbar.

(Quelle: home.1und1.de / web.de / Spiegel / PNP/dpa vom 13.08.2022)

So würde sich dann wohl die Richtung der Flüchtlingsströme umkehren, nämlich von Nord nach Süd...

 

Vielleicht sollten sich somit auch die großen Kunstsammler einmal Gedanken machen, ob es allein schon wegen des Meeresspiegelanstiegs nicht doch sinnvoller wäre, in eine Kunstrichtung zu investieren, die sich mit dem Klima-, Umwelt- und Naturschutz beschäftigt. So haben beispielsweise viele in Hongkong lebende chinesische Milliardäre einen großen Teil ihres Vermögens währungssicher in zeitgenössischer Kunst angelegt und ihre Kunstschätze in einem riesigen Tresorgebäude deponiert. Bezeichnenderweise wurde dieses aus steuerlichen Gründen auf dem Gelände des neuen Flughafens von Hongkong, einer z.T. aufgeschütteten Insel, gebaut. Diese Insel liegt jedoch gerade mal sieben Meter über dem Meeresspiegel, so dass bei einem Anstieg als Folge des Abschmelzens der Polkappen und Gletscher das Gebäude durch eindringendes Grundwasser geflutet werden dürfte. Einer von 13 US-Behörden veröffentlichten Studie zufolge dürfte nämlich der Meeresspiegel noch in diesem Jahrhundert um bis zu 2,44 m steigen. Einige Klimaforscher halten sogar einen Anstieg auf bis zu 5 m für möglich. So lag der Meeresspiegel im Pliozän (Mammut-Zeitalter) vor 4 bis 4,5 Millionen Jahren, als die Erde derart hohe CO²-Konzentrationen aufwies wie heute, bis zu 25 m (!) höher als heute.

 

Dem am 04.04 2022 veröffentlichten Bericht des Weltklimarats IPCC zufolge hat die Menschheit nur noch bis 2025 Zeit, um den Trend bei den Treibhausgasimissionen umzukehren. Als entscheidenden Faktor für den Klimawandel nennt der Bericht die Nutzung fossiler Brennstoffe. So müsse bis 2050 die Nutzung von Kohle vollständig eingestellt werden und die von Erdöl und Erdgas um 60 bzw. 70 Prozent im Vergleich zu 2019 verringert werden.

(Quelle: PNP/dpa vom 05.04.2022)

 

Der vom Menschen verursachte Klimawandel stellt jedoch nur eine von vielen "Sünden" dar, die der Mensch im Umgang mit der Umwelt und Natur begeht (siehe "Informationen / Klima-, Natur- und Umweltschutz als künstlerische Intention").

Prof.Dr. Harald Lesch, der derzeit wohl bekannteste deutsche Naturwissenschaftler, hat deshalb auch seinen vor 2000 Studenten an der TU München gehaltenen und auf Youtube veröffentlichten Vortrag wie folgt betitelt:

 

"Die Menschheit schafft sich ab".

 

Wir leben nun mal im Zeitalter des Egoismus, in dem Wohlstand wichtiger ist als Umwelt-, Arten und Klimaschutz. Donald Trumps Devise "America first" ist eine typische Metapher hierfür.

 

Erfreulicherweise wird die ganze Problematik auch von Adam Szymcyk, künstlerischer Leiter der documenta 14, welche die Krisen der Welt in den Blick nahm, ähnlich gesehen, indem er in seiner Rede zur Eröffnung der documenta in Athen am 06.04.2017 forderte: 

 

"Wir müssen wieder Verantwortung übernehmen und wie politische Subjekte handeln, anstatt das einfach den gewählten Vertretern zu überlassen."

 

 

(Quelle. Facebook / Terra X / DWD 2021)

 

 

 

(Quelle: IPCC)

 

(Quelle: Facebook)

 

 

 

(Foto: H. Fenzl)

Und nicht zuletzt bin ich - als leidenschaftlicher Erfinder (zahlreiche Patente) und Kreativitätsförderer - ein großer Bewunderer von Leonardo da Vinci, größtes Universalgenie aller Zeiten, der sich von frühester Jugend an bei vielen seiner unzähligen Erfindungen an den von der Natur im Laufe der Evolution hervorgebrachten Entwicklungen orientiert hat, weshalb er wohl als erster Bioniker gelten dürfte, und der mit seinen genialen Ideen seiner Zeit um viele Jahrhunderte voraus war.

 

"Und, getrieben von meiner Neugierde, zog ich aus, die von der sinnreichen Natur geschaffene große Menge vielfältiger und eigentümlicher Formen zu betrachten."

(Leonardo da Vinci)

 

Der Mensch ist die einzige Spezies, der es gelingen könnte, ihren eigenen Lebensraum zu zerstören. Die Natur kommt gut ohne den Menschen aus, aber der Mensch ist auf die Natur dringend angewiesen, um überleben zu können.

 

Mit meinen Installationen, Objekten, Bildern, Digitaldrucken und Fotografien möchte ich demnach neben Seherlebnissen vor allem Denkanstöße vermitteln und zugleich dazu motivieren, sich aktiv für den Erhalt einer intakten Umwelt und insbesondere für den Arten- und Klimaschutz einzusetzen.

Zu diesem Zweck werde ich nunmehr auch noch versuchen, im Rahmen des Projekts "CommonGreenART" möglichst viele Menschen zu motivieren und anzuleiten, künstlerisch tätig zu werden, dabei Erfolgserlebnisse zu generieren und ihre Kreativität zu schulen. Auch könnten sie dabei mit Hilfe von Baumspenden etwas gegen den Klimawandel unternehmen und somit ganz im Sinne von Joseph Beuys "zum Wohl der Gesellschaft tätig werden." (siehe auch Seite "Projekt "CommonGreenART").

 

„Das müsste gar eine schlechte Kunst sein, die sich auf einmal fassen ließe, deren Letztes von demjenigen gleich geschaut werden könnte, der zuerst hereintritt“.

 

Damit bringt Johann Wolfgang von Goethe in „Wilhelm Meisters Wanderjahre“ zum Ausdruck, dass Kunst der Aufforderungscharakter zu einer intensiven Beschäftigung mit einem Werk zu eigen ist. Üblicherweise obliegt es den Kunstkritikern, mögliche Interpretationen bzw. einen Schlüssel zum Kunstwollen eines Künstlers zu liefern. Dennoch ist und bleibt ein wichtiges Kennzeichen von Kunst deren Uneindeutigkeit.

 

Joseph Beuys, dessen Geburtstag sich am 12.05.2021 zum 100. mal jährte, war deshalb nicht nur ein "Mahner", der sich im Rahmen seines Engagements für den Klima-, Umwelt- und Naturschutz v.a. für eine verstärkte Förderung der problemlösungsorientierten Kreativität einsetzte, er war auch ein "Macher", der mit gutem Beispiel voranging und mit seinen spektakulären Baumpflanzaktionen einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leistete. Bäume speichern nämlich rund 50 Prozent des auf der Erde gebundenen CO².

 

BeuysHundertwasser, HA Schult und vor allem auch mein ehemaliger Kunstprofessor K.F. Dahmen (bedeutender Vertreter des Informel - rechts) sind als Protagonisten auf dem Sektor Umwelt- und Klimakunst für mich persönlich nachahmenswerte Vorbilder.

 

"Was natürlich sehr wichtig war, ist diese Landschaft, wie ich sie vorfand, und die mir sehr entgegenkam, indem mir von der Farbe her eine ganz spezifische Situation angeboten wurde durch die Abhalden und die großen Braunkohlegebiete." (...)

"Ich male keine Landschaft, ich mache sie."

(K.F. Dahmen)

 

Titel sollten demnach die Phantasie des Betrachters nicht allzu sehr einschränken, weshalb auch einige meiner Arbeiten unbetitelt sind. Der Großteil nimmt jedoch direkten Bezug auf die aufsehenerregende Umwelt-Enzyklika „Laudato si`“ von Papst Franziskus, in der er eine ökologische Umkehr dringend anmahnt:

 

"Wenn wir die Natur zerstören, wird sie uns zerstören." ...

 

"Der Klimawandel ist ein globales Problem mit schwerwiegenden Umwelt-Aspekten und ernsten sozialen, wirtschaftlichen, distributiven und politischen Dimensionen; er stellt eine der wichtigsten aktuellen Herausforderungen an die Menschheit dar."

 

Dies ist zum einen als Hommage an Papst Franziskus zu werten, der von seinem ökologischen Berater, dem renommierten Klimaforscher Prof.Dr. Hans Joachim Schellnhuber (u.a. Kulturpreisträger des Landkreises Passau) sogar als „Glücksfall der Geschichte“ bezeichnet wird. Zum anderen ist es als Aufforderung zu verstehen, sich mit den profunden Aussagen von Papst Franziskus zur Umwelt- und Klimaproblematik intensiver auseinanderzusetzen.

 

Aus diesem Grund arbeite ich auch bevorzugt mit Gestaltungsmaterialien, die einen Zusammenhang mit dem Klima-, Umwelt- und Naturschutz assoziieren lassen. So verwende ich bei meinen plastischen Arbeiten für den Innenbereich als Werkmaterial vorwiegend den nachhaltigen Werkstoff Holz, und zwar nicht im Original, sondern in Form von in einem Recyclingprozess aufbereiteter, leimgebundener Zellulose


Aufgewachsen in einem Forsthaus, hatte ich schon von Kindheit an eine große Affinität zu Holz, Bäumen und dem Wald generell. War der Wald damals für mich noch in erster Linie ein erlebnisreicher Abenteuerspielplatz, so setzte ich mich später, als dieser in den Fokus der Wissenschaft rückte und seine Bedeutung auch im Zusammenhang mit dem Klimawandel offenbar wurde, näher mit diesem geheimnisvollen Universum auseinander. Dabei bin ich zu der festen Überzeugung gelangt, dass wir Menschen viel von der Lebensgemeinschaft Wald lernen könnten.

 

So spielt bei meinen Arbeiten noch ein weiteres Naturprodukt, das sog. Islandmoos bzw. die Rentierflechte ("Cladonia stellaris"), eine wichtige Rolle. Dieses Naturprodukt, das zwar aussieht wie Moos, jedoch aus biologischer Sicht zur Gattung der Flechten und somit zu den Pilzen gehört, findet sich im gesamten Polarkreis, wird dort seit rund 100 Jahren nachhaltig geerntet und wird auch dort in einem umweltfreundlichen Spezialverfahren konserviert. Flechten, die als Bioindikatoren für saubere Luft und ein intaktes Ökosystem stehen, zählen zu den längstlebigen Lebewesen überhaupt und können - wie die auf Grönland beheimatete "Landkartenflechte" - bis zu 4500 Jahre alt werden. Flechten weisen neben ihrer CO²-Assimilationsfähigkeit sowie einer hervorragenden Schalldämmung u.a. die phantastische Eigenschaft auf, hygroskopisch zu wirken und somit das Raumklima positiv zu beeinflussen. Werden die von Natur aus silbrig-grauen Flechten bei der Konservierung grün eingefärbt, so wirkt insbesondere „lebendiges“ Grün auch stimmungserhellend auf die Psyche des Menschen. Demnach ein sehr faszinierendes Werk- und Gestaltungsmaterial, das in meiner Arbeit symbolhaft für den Wald bzw. die Natur schlechthin steht.

Könnte durchaus sein, dass ich einer der ersten akademische Künstler bin, der mit diesen konservierten Flechten als Gestaltungsmittel natürliches Material einsetzt und somit eine Symbiose von Kunst und Natur schafft.

 

Geradezu in krassem Gegensatz zu diesen organischen Naturprodukten steht das Gestaltungsmaterial Gold bzw. die Farbe Gold. Dieses Edelmetall übt wegen seiner unvergleichlich schimmernden und funkelnden Eigenschaft seit etwa 6000 Jahren auf die Menschen eine große Faszination aus und gilt nicht zuletzt aufgrund seiner Seltenheit als etwas überaus Wertvolles. So begann die Karriere des Goldes als Zahlungsmittel in Ägypten vor etwa 3400 Jahren v.Chr.. Später war die Suche nach Gold Triebfeder für die Eroberung ganzer Kontinente und führte die Menschen bis in die entlegensten Gebiete der Erde.


Gold wurde bis zum 15.Jahrhundert von vielen Künstlern eingesetzt, verschwand jedoch dann bis zum Entstehen des Symbolismus Anfang des 20.Jahrhunderts aus der bildenden Kunst. Seit den 1950er-Jahren wird Gold zunehmend von immer mehr Künstlern verschiedenster Stilrichtungen als Gestaltungsmittel verwendet.
Für mich ist das tradierte Material Gold das wohl geeignetste bildnerische Ausdrucksmittel, um dem Betrachter visuelle Erlebnisse und zugleich Denkanstöße zu vermitteln. Gold weist nämlich eine mit keinem anderen Material vergleichbare signifikante Ambivalenz auf:

Gold steht einerseits für etwas ganz Wertvolles, andererseits stellt es auch eine Metapher für die menschliche Gier dar. Wie sagte doch gleich Mahatma Gandi:

"Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier." Bezogen auf den durch den CO²-Ausstoß verursachten Klimawandel bedeutet dies konkret, dass die Länder, die hierfür die Hauptverantwortung tragen, wegen der Aufrechterhaltung ihres Wohlstands bislang keinerlei einschneidende Gegenmaßnahmen eingeleitet haben.

Gerade diese ambivalente Eigenschaft ermöglicht es, die jeweilige Bildaussage wirkungsvoll zu verschlüsseln und somit beim Betrachter Denkprozesse zu initiieren.

 

Schließlich ist es mir auch noch ein Anliegen, meine Arbeiten im wörtlichen Sinne immer wieder in einem anderen Licht erscheinen zu lassen. So wie von den im Freien installierten Skulpturen bzw. Plastiken bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen ständig wechselnde Sinneseindrücke ausgehen, so ist dies auch beim Fehlen von Tageslicht möglich. Einige meiner Objekte und Bilder sind nämlich mit moderner LED-Lichttechnik ausgestattet, die dem Betrachter die Möglichkeit bietet, je nach individueller Stimmungslage die optische Ausstrahlung des Werkes zu verändern.
Lichtkunst durch Kunstlicht ist seit der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts als außergewöhnliches Medium von vielen Künstlern entdeckt worden und findet allgemein großes Interesse.
Licht ist die optisch wirkungsvolle Umsetzung unsichtbarer Energie. So wie sich ein einzelner Sonnenstrahl in das gesamte Farbspektrum aufspalten lässt, so ist die unermessliche Energie, die mit dem Sonnenlicht transportiert wird, Grundvoraus-setzung für alles Leben auf der Erde. Demnach würde es offensichtlich sogar ausreichen, in der Sahara eine Fläche von gerade mal 300 x 300 km mit Solarmodulen zu bebauen, um den gesamten Energiebedarf der Welt zu decken.

 

 

Auch Joseph Beuys verknüpfte mit seiner Forderung der "Sozialen Plastik" die Hoffnung, dass die Kunst als interdisziplinäre Sprache zwischen Mensch und Natur in Bezug auf die bestehende Umweltproblematik vermitteln kann. Künstlerisches Schaffen sollte dabei nicht nur auf einen rein formalästhetischen Kunstbegriff beschränkt bleiben. Für ihn gehören Kunst, Kreativität und Naturprozesse untrennbar zusammen. So verweist z.B. seine 1968 entstandene Skulptur "Erdtelephon" auf den gestörten Draht zwischen Natur und Technik: Um den Anschluss an die Erde wiederzufinden, ist ein Telefon an einen Erdklumpen mit Strohbündel angeschlossen.

 

Erklärtes Ziel meiner eigenen künstlerischen Arbeit ist es nun, aufbauend auf dem Kunstwollen von Joseph Beuys eine innovative und zugleich jedoch auch möglichst formalästhetisch ansprechende Gestaltung zu schaffen, die Anstöße zur Reflexion über die Klima- und Umweltproblematik liefert. Der kommunikative Gedanke ist mir demnach mindestens ebenso wichtig wie das Schaffen von optisch ansprechenden Arbeiten, die i.d.R. eine Deko-Funktion zur Verschönerung des heimischen Umfelds zu erfüllen haben.

 

Erfreulich, dass sich insbesondere in Übersee seit einigen Jahren eine neue Kunstrichtung entwickelt, die aufbauend auf Gestaltungsprinzipien der „LandArt“ unter der Bezeichnung „environmental-art“ oder „eco art“ den Umweltschutz zum Thema hat. Diesem Ziel dienen im weitesten Sinne auch Kunstströmungen wie "Öko-Kunst", "BioArt", "Art-d`Eco", "Earthworks", "Ecoventions", "SculptingNature", "Botanical Projects", "Social Landart", "artecology", "Arte Sustenible","Kunst in der Natur", "Naturarte", "Nachhaltige Kunst", "Kunst und Nachhaltigkeit", "Umweltkunst" oder "Kunst und Umwelt".

Dies alles stimmt sehr hoffnungsvoll und zeigt auf, dass engagierte Kunst bzw. Kunst, die sich mit umweltbezogenen Themen befasst, zu einem wichtigen Bestandteil zeitgenössischer Kunst geworden ist. Ich hoffe aber dennoch, dass sich in Zukunft noch mehr Kunstschaffende mit ihrer Arbeit ganz im beuysschen Sinne für den Klima-, Umwelt- und Naturschutz und somit letztlich auch "zum Wohl der Gemeinschaft" (Beuys) engagieren werden.

 

Als ich vor rund 40 Jahren mein Förderprojekt "jugend creativ" gegründet habe, dürfte ich - wie auf einem 1991 in Tokio stattgefundenen Symposium festgestellt wurde - wohl der erste Lehrer gewesen sein, der die Forderung von Joseph Beuys hinsichtlich einer umfassenden und demnach auch die problemlösungsorientierte Kreativität einschließenden Förderung der kreativen Anlagen von jungen Menschen so gut wie möglich in die Tat umgesetzt hat. Dabei habe ich versucht, die These von Beuys "Jeder Mensch ist ein Künstler", d.h. "jeder kann mit seiner Kreativität zum Wohl der Gesellschaft tätig werden", mit meinen Schülern bestmöglich in die Tat umzusetzen..

Dieses Förderprojekt, für das ich zahlreiche Auszeichnungen erhalten habe, ist dann schließlich auch zu einem wohl einzigartigen Erfolgsmodell geworden (vgl. Bereiche "vita" und "Informationen / pädagogische Tätigkeit / Chronik..."). Erfreulicherweise engagieren sich nämlich mittlerweile unzählige Lehrkräfte sowie viele Organisationen, Stiftungen, Vereine, Firmen und sogar das Bundesministerium für Bildung und Forschung zusammen mit dem Institut der deutschen Wirtschaft in dieser Richtung. Auch sind sogar im bayerischen Gymnasiallehrplan für die Unterrichtsfächer "Kunsterziehung" und "Natur und Technik" entsprechende Lernziele und Lerninhalte verankert.

 

Ich bin deshalb recht zuversichtlich, dass es eines Tages auch gelingen wird, die vorgenannten Kunstrichtungen unter einem einprägsamen Oberbegriff wie z.B. "GreenART" oder "Art for Future" zu vereinen, denn gemeinsam ist man einfach stärker...

Es wäre demnach sicher auch im Sinne von Joseph Beuys, wenn sich möglichst viele Kunstschaffende, denen bewusst ist, dass wir auf eine ungeheuere Katastrophe zusteuern und denen deshalb der Klima-, Umwelt- und Naturschutz ein besonderes Anliegen ist, untereinander vernetzen würden.

 

Jedenfalls sollten die eingangs erwähnten Zitate von Claus Kleber, Antonio Guterres und Prof. Hans Joachim Schellnhuber uns allen - nicht zuletzt den Kunstschaffenden und Kunstinteressenten - eine eindringliche Mahnung sein.

 

Es wäre demnach wünschenswert, wenn auch auf dem Kunstsektor ein verstärktes Engagement für den Klima-, Umwelt- und Naturschutz erfolgen und das mit dem Begriff "Soziale Plastik" bezeichnete Kunstwollen im beuysschen Sinne weitergeführt würde. Vielleicht gelingt es ja sogar, aufbauend auf dem "erweiterten Kunstbegriff" von Joseph Beuys, eine starke, Ländergrenzen überschreitende Bewegung entstehen zu lassen, aus der sich dann eines Tages eine neue bedeutsame Kunstrichtung entwickelt:

 

"GreenART", "CommonGreenART" oder "Art for Future" bzw. "Artists for Future" - als Ausdruck für Umweltbewusstsein und aktiven Umweltschutz.

 

 

(Foto Dahmen: Rolf-Günter Dienst. K.F. Dahmen. Verlag Bruckmann München 1972

Buch: Leonardo. Forscher, Künstler, Magier. Ladislao Reti. S. Fischer Verlag Frankfurt a.M. 1974

Buch: Papst Franziskus, Enzyklika "Laudato si`", 2015, St.Benno Verlag Leipzig,

ISBN 978-3-7462-4288-0, VK: 6,95 EUR.

Foto Beuys: Ronald Feldman Fine Arts, New York; Fotocredit: CC-BY-SA 3.0)

 

 

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